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Naschen von Dortmund bis Essen

Naschen in Essen: Das  steckt hinter dem Schlaraffenband Ruhr

Essen. Vom Radweg ins Beet und dann direkt in den Mund: Das Schlaraffenband Ruhr will die Städte essbar machen – in Essen wächst das Konzept bereits.

Von Tamara Tadsen, Volontariat (Schwerpunkt Klima & Umwelt)

Barbara Schormann-Lang, Sebastian und Svenja Kronauer (v. l. n. r.) am Naschort an der Bonnekamphöhe in Essen – begleitet von Hund Kira. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Die Erntesaison an der Bonnekamphöhe geht langsam zu Ende, nur die Kürbisse warten noch auf ihren großen Auftritt. Wer an über das Gelände am Ruhrtalradweg schlendert, entdeckt eine grüne Oase mitten in Essen. Im rund drei Hektar großen Gemeinschaftsgarten gedeihen Obst, Gemüse und unterschiedliche Pflanzen, die Insekten und Vögeln Nahrung bieten. Wo früher ein verwildertes Feld lag, ist ein vielfältiger Naturraum entstanden – ein Beispiel für gelebte Biodiversität.

Genau hier, im Herzen des Gemeinschaftsgartens, ist der dritte Naschort des Schlaraffenbandes Ruhr entstanden. Seit Mai diesen Jahres ist der Naschort in Essen geöffnet. Zwischen Mai und Oktober können Besucherinnen und Besucher ihn an der Bonnekamphöhe an jedem Samstag erleben. „Das Thema hier sind Beeren“, sagt Barbara Schormann-Lang. Die 71-Jährige engagiert sich seit vielen Jahren im Ernährungsrat Essen. Zwischen Maulbeeren, Johannisbeeren und Himbeeren wachsen auch Stachelbeeren und Apfelbäume. Die Jostabeeren-Sträucher, die hier stehen, wurden vom Weberplatz in Essen gerettet.

Essbare Stadt: Was der Naschort an der Bonnekamphöhe in Essen bietet

Ein Schild zeigt den Weg zum Naschort in der Bonnekamphöhe in Essen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

„Wir wollen das Naschen in den Vordergrund stellen, eine sinnliche, schmackhafte Erfahrung“, sagt Schormann-Lang. „Wir hoffen, dass an den Radwegen im Ruhrgebiet viele Menschen vorbeikommen.“ Das Schlaraffenband Ruhr will die Idee einer essbaren Stadt im Ruhrgebiet sichtbar machen. Entlang der großen Radwege sollen alle fünf bis zehn Kilometer sogenannte Naschorte entstehen. „Unser Motto ist: Geh raus, deine Stadt ist essbar.“ Hier können Spaziergänger, Radfahrer oder Familien eine Pause machen, Obst und Kräuter probieren und zugleich etwas über Ernährung und Natur lernen.

Reife Himbeeren am Strauch: Am Naschort in Essen laden die Pflanzen zum Probieren ein. Direkt von der Hand in den Mund. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

An den Sträuchern des Naschorts in Essen erklären QR-Codes, welche Früchte gerade wachsen – hier die Maibeere. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

An den Pflanzen sind QR-Codes angebracht, die erklären, welche Arten gerade Früchte tragen und wann sie reif sind. „Nicht jeder kennt sie. Über QR-Codes können Besucher erfahren, wann eine Pflanze reif ist und wie sie aussieht“, so Schormann-Lang. Für die 71-Jährige sind die Naschorte mehr als Beete. Sie sollen Treffpunkte sein, Klimaanpassung sichtbar und gesunde Ernährung erlebbar machen – frisch vom Strauch und mitten in der Stadt. „Wenn möglich, sollte ein Naschort auch ein Ort des Verweilens sein“, sagt sie. Im nächsten Frühling startet der Naschort in eine neue Saison – dann wieder mit frischen Beeren und Kräutern.

Gesunde Ernährung am Wegesrand: Idee aus Essen begeistert

Neben der Bonnekamphöhe gibt es weitere Orte, an denen das Schlaraffenband Ruhr Gestalt annimmt. In Essen wurde bereits 2023 der Naschort Neue Insel im Naturgarten am Ruhrtalradweg eingeweiht. Dort locken Hochbeete mit essbaren Blüten, Wildkräutern, Beeren und Gemüse. Auch am Spillburger Wehr lädt ein Naschort zum Verweilen ein. In Dortmund entstand an der Rheinischen Straße ein Projektgarten, der vor allem mit Obstsorten wie Feigen, Birnen und Pfirsichen bestückt ist. Weitere Standorte sind bereits in Planung, etwa in Bochum und am Baldeneysee. Wie Perlen auf einer Schnur sollen die Naschorte künftig das Ruhrgebiet durchziehen.

Violette Blüten der Wilden Malve am Naschort in Essen – Symbolfarbe des Schlaraffenbandes Ruhr. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Barbara Schormann-Lang setzt sich seit Jahren für die Idee der essbaren Stadt ein. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Zuletzt stellte Schormann-Lang das Projekt in Wien vor und erreichte mit dem Schlaraffenband einen Platz unter den Finalisten in der Kategorie „Local Development“. Deutlich wird dabei nicht nur ihr Engagement, sondern auch, wie sehr sie die gemeinsame Idee verkörpert. Passend zu wichtigen Terminen trägt sie ein Oberteil in kräftigem Violett – jener Farbe, die das Schlaraffenband als Erkennungsmerkmal nutzt. Inspiriert von der Malve, zieht sich dieser Ton durch das Design des Projekts.

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