
In unmittelbarer Nähe zur renaturierten Emscher: Zusammenarbeit zwischen Schlaraffenband Ruhr, EWEDO GmbH, Stadt Dortmund und Emschergenossenschaft im Dortmunder Unionviertel ermöglicht Mitmach-Projekte im Projektgarten Rheinische Straße
Einst war das Gebiet an der Emscher ein hinter Zäunen abgesperrter Meideort – heute lädt eine blaugrüne Idylle zum Erleben des neuen Naturraums ein: Seit 15 Jahren ist die Emscher in Dortmund vollständig vom Abwasser befreit und in weiten Teilen bereits renaturiert. Das neue Emscher-Erlebnis in Dortmund konnte im vergangenen Jahr um einen Naschort erweitert werden. Dieser entstand im Unionviertel im Rahmen der Kooperation „Gemeinsam für Emscher und Lippe“ zwischen der Emschergenossenschaft und dem NRW-Städtebauministerium. Maßgeblich initiiert und unterstützt wurde die Realisierung des Naschortes durch das Schlaraffenband Ruhr – einem Zusammenschluss der Ernährungsräte aus den Städten Dortmund, Essen und Bochum, die gemeinsam die Vision der essbaren Stadt entlang der wichtigsten Radwege der Region durch Naschorte erlebbar machen wollen. Bewirtschaftet wird der Projektgarten von der EWEDO GmbH, die in Kooperation mit dem Jobcenter Dortmund Arbeitsgelegenheiten anbietet. Unter Einbindung von Partner*innen aus dem Quartier, u.a. Imker*innen des Westfalen-Kollegs, Kitas oder dem Familienbüro Innenstadt-West, werden regelmäßig Mitmach-Aktionen durchgeführt.
„Der Naschort im Projektgarten Rheinische Straße gliedert sich ein in das vom Schlaraffenband Ruhr entwickelte Konzept, Naschorte entlang der wichtigsten Radwege der Region zu etablieren – so auch am Emscher-Weg in Dortmund. Die Naschorte spannen sich dabei als essbares Band durch die Region und verbinden das Thema Bewegung mit lokaler und nachhaltiger Ernährung. Und das stets unter Einbindung der lokalen Bevölkerung. Mit viel ehrenamtlichem Engagement setzen wir uns als Schlaraffenband Ruhr dafür ein, dass gesunde Ernährung vor Ort erleb- und erfahrbar wird“, sagt Barbara Joswig vom „Ernährungsrat Dortmund und Region e.V.“.
Dabei gleicht kein Naschort dem anderen: Mit Regenwassernutzung zum Gießen, Hochbeeten aus ökologischen Materialien, einer natürlichen Gestaltung der Wege und dem Fokus auf Artenvielfalt zeichnet sich der Naschort im Projektgarten durch seinen naturnahen und ressourcenschonenden Ansatz aus. Ebenfalls besonders ist der breite Kreis der Beteiligten: Vom Jobcenter Dortmund über Kitas der Umgebung bis zu Imker*innen des Westfalenkollegs sorgen viele Akteur*innen gemeinschaftlich dafür, dass der Projektgarten ein belebter Ort der Gemeinschaft bleibt – und das alles in unmittelbarer Nähe zur renaturierten Emscher, die vor 40 Jahren noch als der dreckigste Fluss Europas galt. Das freut auch Iza Mazur von der EWEDO GmbH: „Seit fast zehn Jahren betreiben wir den Projektgarten an der Rheinischen Straße. Dass sich dieser durch die Kooperation mit der Emschergenossenschaft nun stetig weiterentwickelt und mit einem Naschort in die Gartensaison 2025 starten kann, freut uns ganz besonders.“
Kooperation ist ein Erfolg
Für die Emschergenossenschaft, die mehr als 5,5, Milliarden Euro in das Generationenprojekt Emscher-Umbau investierte, ist die Kooperation mit dem Schlaraffenband Ruhr und der EWEDO GmbH in jedem Fall bereits ein Erfolg. „Aus einem ehemals verwilderten Grundstück ist ein schöner Garten mit Beeten, Wegen und Naturzäunen aus Schnittgut, der die Begegnung von Mensch und Natur im urbanen Gebiet ermöglicht, geworden. Im direkten Umfeld der Emscher wächst auf Flächen der Emschergenossenschaft und der Stadt Dortmund ein Ort heran, der das Quartier zum Entdecken und Erkunden der heimischen Natur einlädt“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, und lobt die partnerschaftliche Zusammenarbeit: „Dieser Naschort wäre nicht möglich ohne Unterstützung des Schlaraffenbandes Ruhr und der EWEDO GmbH. Ihre Mitmach-Projekte ermöglichen Partizipation und das Ausüben von Basisdemokratie.“
Bei dem Naschort an der Emscher handelt es sich um Hochbeete aus Naturmaterialien, bestückt mit ess- und nutzbaren Pflanzen, sowie einen Unterstand mit Werkbänken, der die Durchführung von Workshops mit Naturbezug ermöglicht. Radfahrende und andere Interessierte freuen sich darüber, durch die Informationstafeln und Pflanzenschilder mit einem QR-Code die vielen verschiedenen essbaren, oft heimischen Pflanzen kennen zu lernen. Erst so trauen sie sich, diese zu probieren. Kinder und Jugendliche werden im Umgang mit der Natur geschult und können spielerisch erleben, wie sich ein ehemaliger Meideraum entlang der Emscher zu einem Naherholungs- und Freizeitareal gewandelt hat.
Barbara Joswig sagt: „Es ist für uns vom Schlaraffenband Ruhr so, als hätten wir nach langer Suche endlich unsere Traumpartnerin gefunden: die Emschergenossenschaft. Das alte Ruhrgebiet zu einem essbaren und gesunden Erlebnis- und tatsächlichen „Er-Fahrungs-raum“ entlang des Emscher-Weges zu machen, klingt schon ein bisschen utopisch. Fast so wie die Geschichte des Schlaraffenlandes selbst. Aber das Schöne ist: An jedem Naschort erleben wir andere Ruhris, die ihren Naschort gestalten. Kosten und Probieren von Obst, heimischen Kräutern und Gemüse an der ehemaligen Köttelbecke, wenn das kein Ruhrgebietswunder ist! So geht Nachhaltigkeit und Schutz von Biodiversität im Ruhrgebiet – gemeinschaftlich!“
Weitere Naschorte sind in Planung
Die erfolgreiche Zusammenarbeit bestärkt die Projektbeteiligten, auch in Zukunft weitere Naschorte entlang des Emscher-Weges zu etablieren und die Kooperation zwischen Emschergenossenschaft und Schlaraffenband Ruhr weiter auszubauen. Erste Gespräche über neue Naschorte in Dortmund und darüber hinaus werden aktuell bereits geführt. Damit bleibt die Emschergenossenschaft ihrer Linie treu, ihre wasserwirtschaftlichen Maßnahmen immer auch mit einer städtebaulichen Entwicklung der Quartiere entlang der Gewässer zu verbinden. Mit dieser Verzahnung von Wasserwirtschaft und Städtebau verfolgt die Emschergenossenschaft im Schulterschluss mit ihren Mitgliedskommunen eine Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität für die Bevölkerung in der Region. Der Betrieb von Abwasserkanälen, Pumpwerken, Kläranlagen, Gewässern und Hochwasserschutzeinrichtungen bildet dabei den Dreh- und Angelpunkt der sozial-ökologischen Transformation im Ruhrgebiet, zu der auch der Bau von neuen Rad- und Wanderwegen zählt.
Mit der Renaturierung der Emscher wurde aus einer tristgrauen „Köttelbecke“ bereits eine neue blaugrüne Gewässerlandschaft. „Diese neue Idylle mitten im Ruhrgebiet, die Flora und Fauna einen neuen Lebensraum bietet, wollen wir auch für die Menschen in der Region erleb- und erfahrbar machen – und das im wahrsten Sinne“, so Uli Paetzel.
Info: Der Naschort befindet sich an der Rheinischen Straße (Höhe Hausnummer 246) in Dortmund und ist montags bis freitags von 8.30 bis 13.30 Uhr geöffnet.
Emschergenossenschaft
Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de